Eine Reise durch die Südvogesen – Fougerolles

Gerade einmal hundert Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze auf Höhe von Freiburg entfernt liegen die Südvogesen. Eingebettet zwischen Schwarzwald, Rhein und Pfälzerwald ist es von meiner Heimat, der Südpfalz, eine Anreise von gut zwei Autostunden. Zur Erklärung: Die Südvogesen sind eine Region in Frankreich – ebenso wie das Elsass. Allerdings scheinen mir die Südvogesen noch deutlich unentdeckter zu sein. Ich war im Herbst 2023 dort unterwegs und bin seitdem Südvogesen-Fan. Gefallen hat mir die ursprüngliche Natur, die Historie der Gegend und vorallem die Herzlichkeit der Menschen. In diesem Beitrag möchte ich euch an den Eindrücken meiner Reise durch die Südvogesen teilhaben lassen. Es werden nach und nach noch mehr folgen. In diesem Text geht es um meine Museumsbesuch in Fougerolles – im Land der Kirschen.

Besuch im „Écomusée“, dem Ökomuseum des Kirschlandes

In diesen Kupferkesseln wurde einst Kirschwasser hergestellt.

Die Region um die Stadt Luxeuil-les-bains, knappe zwei Autostunden von Straßburg entfernt, ist auch heute noch geprägt von Bädern und Thermen. Zu Hochzeiten der Kur- und Gesundheitsbäder strömten die Gäste in Scharen hier her. Damit einher gingen die Ansiedlungen von Hotels, Casinos und anderen Vergnügungsstätten. Das waren gute Abnehmer des Kirschwassers, dem zumal eine medizinische Wirkung zugesprochen wurde.

Erster Stopp der Reise durch die Südvogesen ist deshalb das „Écomusée“, das Ökomuseum des Kirschlandes, in dem man in die wechselvolle Geschichte des Kirchwässerchens eintauchen kann. Denn das Städtchen Fougerolles, bei dem das Museum gelegen ist, ist genau damit zur weltbekannten Metropole geworden.

Im Land der Kirschen: Zu Besuch in Fougerolles

Museum in Fougerolles: Im Land der Kirschen.
Fast wir im Weinkeller: alte Fässer zu Schnapsherstellung.

Obstbäume – überwiegend Kirschen – soweit das Auge reicht: Daraus wird der „Kirsch“, wie das Hochprozentige hier fast schon liebevoll genannt wird, destilliert. Zuerst im kleinen Rahmen für den Eigengebrauch, im 19. Jahrhundert dann im großen Stil. Zur Veranschaulichung: 250.000 Liter Kirsch werden im Jahr 1914 produziert. Dazu noch fünf Millionen Liter Absinth, der allerdings im Jahr darauf schlagartig verboten wird. Die in Frankreich starke Weinindustrie schaffte den unliebsamen Konkurrenten von einem Tag auf den anderen aus dem Weg.

All das habe ich beim Rundgang durch das im Jahr 2007 modernisierte Museum erfahren, das in den Räumen des Anwesens der Familie Aubry eingerichtet ist. Die Generationen nach dem Ur-Ahnen Desle-Joseph schafften es zu wahren Kirsch-Industriellen. Durch die Wohn- und Arbeitsräume mache ich mich auf den Weg durch die Familiengeschichte, die untrennbar mit der der Kirsch-Destillation verbunden ist. In Nebengebäuden stehen große Fässer aus Esche und Eiche aufgereiht. Paraffin an den Innenwänden sorgte dafür, dass sich die klare Flüssigkeit nicht verfärbte.

Schnaps, Absinth, Wein – genau meine Themen.

Das „Écomusée“, dem Ökomuseum des Kirschlandes in Fourgerolles.
Das einstige Herrenhaus beherbergt heute das Kisch-Museum.

Heute gibt es noch vier Brennereien und viele kleine Destillateure in der Region. Im Kirschgarten des Museums, in dem heute kein Kirschwasser mehr hergestellt wird, finden sich über 40 verschiedene Kirschbäume, die Mitte April in der Hauptblüte stehen. Etwa 1000 Kilo Früchte werden für 100 Liter Kirschwasser benötigt. Das besondere am Fougerolles-Kirsch – seit 2010 übrigens ein geschützter Begriff – ist, dass der Schnaps nur ein einziges Mal destilliert wird. Danach lagert er lichtgeschützt in Weidenkörbchen – und zwar für drei bis fünf Jahre.

Info: www.ecomusee-fougerolles.fr

Blick in den Shop des Kirschmuseums in Fougerolles/Südvogesen.
Produkte aus der Fougerolles-Kirsche.

******
Und wenn ihr eine Reise durch die Südvogesen unternehmt und in Frankreich unterwegs seid, wie wäre es mit einem Ausflug ins Elsass?

Wissembourg/Elsass: Eine Halle voller Nostalgie – Wandercroissant

Südpfalz/Elsass: Im Grenzgebiet unterwegs zum mächtigen Fleckenstein – Wandercroissant

Baumwipfelpfad “Chemin des Cimes Alsace” im Elsass – Wandercroissant

Kontakt und Info

Ihr wollt mich direkt erreichen und mir Feedback geben? Am einfachsten ist das bei Instagram möglich: @wandercoissant

%d