Im Sommer 2023 war ich auf Pressereise im Schwarzwald. Eine Station war in der Glashütte Buhlbach, die ich euch in diesem Artikel vorstelle. Ich wurde zur Reise von der Ferienregion „Im Tal der Murg“ und der Baiersbronn-Touristik eingeladen, es gab aber keinerlei Vorgaben oder Absprachen zur Berichterstattung.
Info: Die Glashütte liegt in Baiersbronn-Buhlbach in der Schliffkopfstraße 46. Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung. Es gibt in Baiersbronn einen Bahnhof und bei der Glashütte eine Bushaltestelle. Infos zum Kulturpark Glashütte Buhlbach gibt’s unter: www.baiersbronn.de, www.schwarzwald-tourismus.info, www.glashuette-buhlbach-foerderverein.de, zum nage gelegenen Restaurant Forellenhof unter www.bareiss.com
Ausflugsziel im Schwarzwald: Die Glashütte Buhlbach

Eine Entwicklung, die zum weltweiten Exportschlager wurde: Der Buhlbacher Schlegel sorgt für eine optimale Druckverteilung in der Sekt- und Champagnerflasche und verhindert so das vorzeitige zerspringen des wertvollen Glas. Der Vorläufer der auch heutig noch gängigen Flaschenform kommt aus dem Schwarzwald. Denn in früheren Zeiten ging durchaus mal die Hälfte aller mit Champagner gefüllten Flaschen zu Bruch, bevor sie überhaupt bei der wohlhabenden Kundschaft ankamen. Ein enormer Verlust – auch für die Produzenten des prickelnden Wassers. Eine besondere Glasmischung und die heute noch typische Eindellung am Boden der Flaschen verschafften Abhilfe und kamen bald auf der ganzen Welt zum Einsatz. Erfunden wurde der „Exportschlager Buhlbacher Schlegel“ in der Nähe von Baiersbronn im Schwarzwald. Denn dort gab es eine Glashütte, die im 18. und 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten in der Region zählte.
Auch die “Grad Oechlse” haben ihren Ursprung im Schwarzwald

Die ersten Waldglashütten in der Region um Baiersbronn lassen sich schon um das Jahr 1200 nachweisen. Aufgrund des enormen Holzverbrauchs, waren die Glashütten damals noch temporäre Siedlungen in den Wäldern: Waren die Bäume im Umkreis von einem Kilometer abgeholzt, zog die Glashütte weiter. Zu dieser Zeit benötigte man für die Herstellung von einem Kilo Glas etwa 250 Kilo Holz. Aus dieser Tradition heraus entstand später die Buhlbacher Glashütte – jedoch mit Anlaufschwierigkeiten, wie beim Ausstellungsrundgang deutlich wird. Ein Name kommt den Besuchern und Besucherinnen dabei besonders bekannt vor: Isreal Oechsle wollte die Glashütte pachten. Sein Angebot wurde aber nicht angenommen und der Zuschlag ging 1775 an einen Holländer. Oechsle blieb für diesen jedoch weiter tätig. Sein Sohn Ferdinand wird in Buhlbach geboren und erfindet später die nach ihm benannte Weinwaage. „Grad Oechsle“ ist auch heute noch die gängige Maßeinheit für das Mostgewicht bei der Weinherstellung.
Viel zu lernen und zu staunen: Grünes Glas war in früheren Zeiten weniger beliebt




Ein Verein kümmert sich heute um die Ausstellung, den Erhalt der Gebäude und der Außenanlage sowie die Renovierung von weiteren Räumlichkeiten. Besucher und Besucherinnen können sich auf eine Zeitreise durch die rund 250-jährige Geschichte begeben und einen lebendigen Eindruck der damaligen Arbeitsbedingen bekommen. Die Arbeit war hart, die Menschen wurden oft nicht sehr alt. Der Verdienst für die zehrende körperliche Arbeit an den Öfen war mau – und zusätzlich gab es Strafen. 30 Gulden musste ein Arbeiter beispielsweise bei „Trunkenheit“ bezahlen. Das Dilemma: Es war so, dass die Männer an den heißen Öfen sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen mussten. Das Wasser war aber nicht von guter Qualität und somit tranken sie oft Bier, das sie zudem noch selbst bezahlen mussten. Ein Sack Kartoffeln kostete laut Aufzeichnungen sechs Gulden, einen Gulden am Tag verdiente ein Tagelöhner. 12 Stunden Arbeit am Tag reichten zum Leben also nicht aus und auch Frauen und Kinder mussten mithelfen.
Mitmach-Angebote für die ganze Familie in der Glashütte Buhlbach

Im einstigen Turbinenhaus wird all dies anschaulich erklärt. Die Historie der Glashütte ist zudem untrennbar mit den alten Handwerksberufen verwoben: Köhler, Aschebrenner, Holzfäller, Fuhrleute, Flößer und Glasmacher waren in und um die Glashütte beschäftigt. Aufgrund deren harter Arbeit und dem unternehmerischen Geschick der Leitung florierte das Geschäft: Etwa zwei Millionen mundgeblasene Flaschen im Jahr wurden zu Hochzeiten in die ganze Welt geschickt. Der Glasträger war das einzige Transportmittel für die in Buhlbach gefertigten Glasartikel. Er wanderte mit einer eigens für den Flaschentransport gefertigten Kraxe auf dem Rücken über die schmalen Schwarzwald-Pfade zu den großen Märkten und Handelszentren seiner Zeit.
Besuch der Glashütte mit Wanderung zum Buhlbachsee kombinieren

Im Gesteinsmahlhaus nebenan geht es dann für die Besucher und Besucherinnen weiter durch die historischen Werkstätten: eine Schmiede, eine Gesteinsmühle und eine Schleiferei sind erhalten beziehungsweise rekonstruiert worden. Im Obergeschoss durchläuft man dann die Lebenswelt der Glasmacher in zwei beengten Arbeiterwohnungen, einer Küche und Waschküche, einem Klassenzimmer sowie einem nachgestellten Empfangszimmer für die Kundschaft.
Nach dem Ausflug: Schlemmen im Restaurant Forellenhof

Wer den Ausflug zur Glashütte mit einer Wanderung verbinden will, findet im nahe gelegenen Buhlbachsee ein lohnenswertes Ziel. Als eine schöne Einkehr bietet sich das unweit der Glashütte gelegene Restaurant Forellenhof mit eigener Fischzucht an. Führungen durch den Betrieb sind auf Anfrage möglich.
Kontakt und Info
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