Für interessierte Besucher*innen: das kleine Ziegeleimuseum Jockgrim

Das südpfälzische Dorf Jockgrim ist für seinen historischen Ortskern, das „Hinterstädtel“ sowie das gleichnamige Fest, den idyllischen Baggersee und als Künstlerdorf bekannt. Ein weiterer Standortvorteil ist der Bahnanschluss, der Ausflügler von dies– und jenseits des Rheins unkompliziert in das historienträchtige Örtchen bringt. Von der Haltestelle ist es dann auch nur ein kurzer Fußmarsch bis zum Ziegeleimuseum, in dem sich geschichtsinteressierte Besucher über den einst gewichtigen Standort der Ziegeleiproduktion informieren können.

Das kleine Ziegeleimuseum in Jockgrim.

Pfälzer Ziegelfabrik Ludowici war einst weltberühmt

Denn im 19. und 20. Jahrhundert waren die Falzziegelwerke Ludowici weltbekannt, heute würde man sagen ein „global player“. Dazu trugen zum einen die Tonvorkommen in der Region bei und die für damalige Verhältnisse bahnbrechende Erfindung des Falzziegels Z1. Der Ideengeber Wilhelm Ludowici ließ sich diesen Ziegel 1881 nach zweijähriger Entwicklungszeit patentieren und setzte damit den Startpunkt einer industriellen Produktion von Ziegeln. Arbeitskräfte – zu Hochzeiten waren es 1000 am Standort Jockgrim – fand er in der ländlich geprägten Pfalz zur Genüge und so wurde der Ort für eine Zeitlang sogar zum größten Ziegelhersteller der Welt.

Blick in den Ringofen.

Kleine Ausstellung zu Ziegeln für interessierte Besucher

Doch wie so viele Unternehmen in der damaligen Zeit ging es spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg langsam bergab: Die Nachfrage an Falzziegeln ließ nach, die Konkurrenz wurde stärker. Zudem wanderten die Arbeiter in die größeren Unternehmen wie Daimler oder BASF ab und die Tonvorkommen gingen zur Neige. Verheerende Brände zerstörten Teile der Werke, von denen heute nicht mehr viel zu sehen ist. Die Familie Ludowici hat dennoch ihre Spuren in Jockgrim und der Region hinterlassen und auch heute noch erreichen das Museum Anfragen nach den Ziegeln, wenn beispielsweise irgendwo ein älteres Gebäude renoviert oder ein Dach abgedeckt wird.

Ausflug nach Jockgrim mit Rheinzabern verbinden

In der kleinen Ausstellung oder bei einer Führung erfahren die Besucher all das und noch mehr. Besonders sehenswert ist der erhaltene Ringofen, der durchschritten werden kann. Etwas kurios ist er heute im Untergeschoss des Verwaltungsbaus der Verbandsgemeinde gelegen, die an den Museumsraum anschließt. Im Außenbereich steht zudem ein Kugelhaus, das allerdings verschlossen ist. Es ist eine Erfindung von Johann Wilhelm Ludowici aus den 1950er Jahren und steht für eine futuristische Wohnform, die allerdings nie in Serie produziert wurde. Ludwowici hatte einen großen Erfindergeist, über 600 Patente hatte er angemeldet. Nach dem Gang durch den Museumsraum bietet sich eine Runde auf dem Jockgrimer Kunstweg an, auf dem es 19 sehr unterschiedliche Kunstwerke zu entdecken gibt. Einige davon stehen in unmittelbarer Nähe des Museums. Ebenfalls im Dorfzentrum findet sich Gastronomie für eine kleine Stärkung. Denn dann geht es zu Fuß zum Beispiel über den Otterbachbruchweg (8 Kilometer) oder erneut mit der Bahn in den Nachbarort Rheinzabern. Hier kann man nun den Spuren der Römer folgen, die die Gegend einst prägen. Im ebenfalls kleinen Heimatmuseum, dem Terra Sigillata-Museum, sind Exponate wie das typische rotglänzende Römergeschirr und andere Keramik zu sehen. In der Faustinastraße können nach Anmeldung zudem zwei Brennöfen aus der römischen Zeit besichtigt werden, die im Jahr 1902 von Wilhelm Ludowici freigelegt wurden.  

Das Kugelhaus. Es kann nur von außen angeschaut werden.

Info und Kontakt Ziegeleimuseum Jockgrim

Das Ziegelmuseum liegt in der Unteren Buchstraße 22A, 76751 Jockgrim. Parkplätze sowie die S-Bahn-Station liegen in unmittelbarer Nähe. Das Terra-Sigillata-Museum ist in der Hauptstraße 35 in Rheinzabern gelegen. Die Ausstellung im Ziegeleimuseum ist in der Regel mittwochs und samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Führungen sind nach Absprache auch an anderen Terminen möglich. Das Terra Sigillata Museum in Rheinzabern ist in der Regel Donnerstag und Freitag von 11 bis 14 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Besucher ab 14 Jahren bezahlen sowohl in Jockgrim als auch in Rheinzabern 3 Euro Eintritt.

Info: www.ziegeleimuseum-jockgrim.de, www.terra-sigillata-museum.de

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