Burgen gibt es im Pfälzerwald zuhauf. Doch jede von ihnen hat eine eigene Geschichte zu erzählen und die von Lindelbrunn ist besonders spannend. Lindelbrunn thront hoch oben auf dem Schlossberg bei Vorderweidenthal an der Südlichen Weinstraße. Sie ist also eine typische Gipfelburg, die schwer einzunehmen war. Gegründet im 12. Jahrhundert als Schutz- und Verteidigungsburg für die Reichsfeste Trifels bei Annweiler, lebten hier lange Zeit die Grafen von Leiningen. In den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts wurde sie von den Aufständischen niedergebrannt, blieb danach unbewohnt und verfiel – ein Schicksal, das viele Burgen in der Umgebung ereilte.
Burg Lindelbrunn hat eine besondere Historie


Wie alle Gipfelburgen im südlichen Pfälzerwald bietet Lindelbrunn eine spektakuläre Aussicht über bizarre Felsformationen, tiefe Täler und darin eingebettete Dörfer. Man sollte sich schon etwas Zeit nehmen für dieses Erlebnis. Zerfallene Ruinen auf Berggipfeln, umgeben von dunklen Wäldern haben schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. So ranken sich manch sagenhafte Geschichten um Burg Lindelbrunn: Da tauchte nach der Fertigstellung der Burg eine alte Frau auf und pflanzte am Brunnen einen Lindenzweig. So lange dieser blühe und zu einem stattlichen Baum heranwachse, so lange würde auch das Geschlecht des Burgherrn wachsen und gedeihen, prophezeite sie. Deshalb erhielt die Burg den Namen „Lindelbrunn“. Bei ihrem nächsten Besuch äußerte die Alte den Wunsch, der Burgherr möge sich mit seinem Bruder, mit dem er zerstritten war, doch wieder versöhnen. Dies lehnte der Ritter ab und verjagte sie mit Schimpf und Schande. Da beschädigte die Frau den Stamm der Linde, so dass diese in den Brunnenschacht fiel und für immer verschwand. Kurze Zeit nach diesem Ereignis wurde die Burg von einem heftigen Sturm zerstört und keiner der Bewohner überlebte das Unglück.
Mit Kindern zur Burgruine Lindelbrunn


Heute ist Burg Lindelbrunn ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern. Vom Parkplatz am Fuße der Ruine sind es circa 700 Meter hinauf. Allerdings eine sehr steile Strecke, für die man gut 20 Minuten brauchen dürfte – mit Outdoor-Kinderwagen ist das machbar, aber anstrengend! Die letzten Meter bis zur Ruine sind dann allerdings nicht mehr mit Kiwa machbar. Wir haben das Gefährt abgestellt und das Baby in die Trage gepackt.

Die Anstrengung lohnt sich, denn die mächtige Burganlage beeindruckt noch immer, auch wenn ihr ehemaliger Wohncharakter nur noch zu erahnen ist. Zu sehen sind noch Reste des Bergfrieds und des Kamins, Fundamente der Kapelle, drei spitzbogige Doppelfenster mit Sitznischen, Restmauern von Wohngebäuden, Teile des Palas mit Festsaal und eine Kellertreppe. Zugegeben: Es braucht schon etwas Fantasie, sich den Alltag auf der einstigen Stauferburg vorzustellen. Vor allem, nachdem sich das Leben der Bewohner im Laufe des Spätmittelalters entscheidend verändert hatte. Aus der stolzen Burg wurde nämlich durch Erbteilungen und Verpfändungen eine Ganerbenburg, die von mehreren Zweigen einer Familie bewohnt und verwaltet wurde. „Gan“ bedeutet im Althochdeutschen „gemeinsam“ und demnach durften Ganerben nur vereint über das geerbte Familienvermögen verfügen. Zweck der Ganerbenschaft – heute Erbengemeinschaft genannt – war es, die Burg ungeteilt zu erhalten. Also baute sich jeder Miteigentümer ein eigenes Gebäude innerhalb der Ringmauer. Zentrale Einrichtungen, wie Bergfried, Brunnen und Kapelle nutzten alle gemeinsam. Die Regeln des Zusammenlebens wurden im sogenannten „Burgfrieden“ festgelegt. Doch je mehr Eigentümer es gab, desto komplizierter wurde es und Streitigkeiten blieben nicht aus. Es soll gar nicht selten vorgekommen sein, dass sich in Ermangelung äußerer Feinde die Ganerben gegenseitig befehdet haben.
Einkehren im Cramerhaus


Nach der Burgbesichtigung geht es denselben Weg wieder hinab, wie gekommen. Am Fuße des Schlossbergs befindet sich neben dem Forsthaus die Waldgaststätte „Cramerhaus“. Im Sommer lädt ein Biergarten zum Entspannen ein, während sich die Kinder auf dem großen Spielplatz austoben können.
Infos: Lindelbrunn liegt bei Vorderweidenthal und ist weiträumig ausgeschildert. Unterhalb der Ruine beim Cramerhaus ist ein Parkplatz. Einkehren im Cramerhaus, Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr. www.cramerhaus.de . Die Burg ist kostenfrei zu besichtigten. Festes Schuhwerk für den kurzen, aber knackigen Aufstieg empfohlen.
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