Schaidt/Südpfalz: Spaziergang auf historischen Spuren im Bienwald

Schaidt, 9 Kilometer, einfach. Es gibt zudem eine Tour von 16 km.

Die Ortschaften im pfälzisch-elsässische Grenzgebiet können auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken und heute noch finden sich überall Spuren davon. So zum Beispiel bei Schaidt, bei dem eine lange und eine kurze Wanderung an historischen Relikten entlangführen. Ich stelle euch die kurze Variante der Westwall-Wanderung vor. Die Tour verläuft ohne nennenswerte Steigung und ist mit Kraxe gut machbar. Ich habe auch Berichte von Leuten gefunden, die den Kinderwagen nutzen. Das kann ich mir nicht vorstellen und auch nicht empfehlen, da es streckenweise immer wieder über schmale, wurzelige Pfade geht. Generell sollte man im Hinterkopf behalten, dass der Bienwald nicht der Pfälzerwald ist. Er ist von langen Schneisen geprägt und – wenn Saison ist – voll mit Schnaken. Da gilt es, an einen entsprechenden Schutz zu denken!

Markierung: Kurze Tour: Roter Punkt. Lange Tour: Weißer Punkt.

Weitere Informationen gibt es sehr viele im Internet. Zum Beispiel unter www.pwv-schaidt.de (Flyer zum Download). Generell hat man keine Probleme, den Weg zu finden. Jedoch sollten (vor allem Ortsfremde) zusätzliches Kartenmaterial dabeihaben. Der Bericht spiegelt meine persönlichen Eindrücke der Strecke wieder. GPS-Tracks sowohl für die kurze als auch für die lange Tour sind unter anderem bei outdooractive.de zu finden.

Einkehren (Bitte aktuell auch aufgrund von Corona abfragen):
Am Sportplatz sind das Schützenhaus: sg-schaidt.de und die Sportgaststätte: Clubhaus – tus08-schaidt.de zu finden.
Naturfreundehaus Kandel: Das liegt zwar nicht direkt am Weg, aber nicht weit weg: naturfreunde-kandel.de
Außerdem Gastronomie ich Schaidt und den umliegenden Ortschaften.

Streckenbeschreibung: Los geht es am Sportgelände von Schaidt, bei dem es auch Parkplätze gibt. Zu erreichen ist es über die Speck- bzw. Waldstraße, Schaidt hat außerdem auch einen Bahnhof. Für die kurze Tour orientiert man sich am roten Punkt. Da es sich um einen Rundweg handelt, ist es egal, in welche Richtung man startet. Ich empfehle, erst über den offenen Platz in Richtung Tenniscourt zu gehen. Nun muss man kurz aufmerksam sein, um die Abzweigung rechterhand nicht zu übersehen, die in ein kleines Waldstück führt und dann an der Straße entlang zur Bildeiche reicht.

Wanderung führt an Bunkern und anderen Relikten aus kriegerischen Zeiten vorbei

Das Denkmal ist ein stiller Ort der Marienverehrung und ragt imposant in die Höhe.

Um 1800 schnitzte ein Auswanderer aus Schaidt einen Bildstock und bat damit um Schutz für eine glückliche Überfahrt nach Amerika. Dieses Bild fand seinen Platz über 150 Jahre lang in der hohlen Eiche, bis der Baum zerfiel. Danach wurde die heutige Bildeiche aufgestellt, die zuletzt 1995 erneuert wurde.

Westwall-Wanderung führt durch den Bienwald

Überwiegend flach sind die Wege der Wanderung

Nun geht es in den Wald hinein und nach wenigen Minuten entdeckt man einen auffälligen Betonklotz mitten im Dickicht. Dabei handelt es sich um einen Ein-Mann-Bunker. Eine Informationstafel verrät, dass im Herbst 1944 im Bienwald noch viele dieser Bunker, in denen grade einmal ein Soldat samt Waffe Platz fand, ausgehoben wurden. Sie kamen allerdings nicht zum Einsatz, da eine Verteidigung zu diesem Zeitpunkt bereits aussichtslos war.

Eintauchen in die Geschichte des Wetswalls in der Pfalz

Es geht auf dem Westwall-Weg an mehreren Ein-Mann-Bunkern vorbei.

Man folgt weiter der Markierung, die an zerfallen Überresten einer Bunkeranlage vorbeiführt und dann bald nach links. Über einen schmalen, verwachsenen Pfad kommt man erneut zu Ein-Mann-Bunkern oder „Kochbunkern“, wie sie nach ihrem Erfinder dem Gauleiter aus Ostpreußen Erich Koch genannt wurden. Nachdem man zurück auf dem Hauptweg ist, gelangt man bald zur über 350 Jahre alten Bismarckeiche, die einen Umfang von sechs Metern präsentiert und als eine der ältesten Eichen im Bienwald gilt.

Kurz zuvor hat sich der große von dem kleinen Rundwanderweg getrennt. Nun folgt ein besonders idyllischer Wegabschnitt, der immer am fröhlich vor sich hin plätschernden Heilbach entlangführt. Der urige „Heilbachpfad“ verläuft am Jakobshäuschen vorbei und dann, nachdem man eine Straße gequert hat durch ein Gebiet, das nicht forstwirtschaftlich genutzt wird. Die Natur bleibt sich also selbst überlassen und Tiere sowie Pflanzen können sich ungestört entwickeln. Man befindet sich bereits auf dem letzten Drittel der Tour, erblickt weitere Überreste einer Bunkeranlage und läuft nun an einer Reihe von „Mundatsteinen“ entlang.

Reste von Westwallbunkern sind im Wald zu sehen

Die Mundatsteine am Wegesrand.

Diese Grenzsteine wurden zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert gesetzt, um den Klosterbezirk Weißenburg und das Gebiet des Bistums Speyer zu markieren. Weiter geht es nun zu den „Turkogräbern“. Die Turko-Soldaten waren für die Franzosen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 im Einsatz. Fünf der Männer aus Nordafrika erlagen in den ersten Kriegswochen ihren schweren Verletzungen und wurden an dieser Stelle im Bienwald beigesetzt. Nun muss man nur wenige Minuten weiterlaufen, bis man vor den Resten des ehemaligen Bunkers „Kiefernwald“ steht. Zu sehen ist nur noch ein begrünter Hügel, da der Westwallbunker 1946 gesprengt wurden. Eine Informationstafel veranschaulicht die Geschichte der Bunkeranlage und des Ortes Schaidt im Zweiten Weltkrieg. Der Weg bringt den Wanderer nun bald aus dem Wald hinaus und über einen asphaltierten Weg zurück zur Sportanlage.

Auch an diesem idyllischen Weiher kommt man auf der Westwall-Wanderung vorbei.

Kontakt und Info

Ihr wollt mich direkt erreichen und mir Feedback geben? Am einfachsten ist das bei Instagram möglich: @wandercoissant

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